Über unsere Leserschaft erreichte uns vermehrt die Frage, was eigentlich ein Wortfeld ist. Wir möchten dies im Rahmen dieses Wissensartikels gern genauer beleuchten und erklären. Vorab sei gesagt, dass uns Wortfelder unbewusst täglich begegnen und ein jeder von uns seinen Nutzen aus ihnen ziehen kann. Wie das geht? Wir haben die Antworten parat!
Wortfeld – Definition des Begriffs
Der Begriff „Wortfeld“ stammt aus den Sprachwissenschaften bzw. der Linguistik. Er wurde 1931 erstmalig vom Linguisten Jost Trier in die Sprachwissenschaften eingeführt und bezeichnet seitdem Gruppierungen von Worten, die sich in ihrer einzelnen Bedeutung ähneln oder in einer nahen Verwandtschaft zueinanderstehen.
Dabei wird der Begriff selbst durch ein Wortfeld beschrieben, dass sich unter anderem aus den Begriffen semantisches Umfeld und lexikalisches Feld zusammensetzt. Als weiteres Beispiel könnte man ein anderes Wort für sagen anführen – hier gelten Wörter wie „äußern“, „berichten“ und „kundtun“ als Teil des unmittelbaren Wortfeldes.
Wortfelder genauer eingrenzen
Da für das angeführte Beispiel jedoch ebenso Wörter wie „anvertrauen“, „verraten“ oder „bekennen“ in Frage kommen könnten, bedarf es einer tieferen Strukturierung der einzelnen Bedeutungen eines Wortes. Denn diese können sich in ihrer Aussage mitunter stark unterscheiden. Der französische Linguist Bernard Pottier stellte dazu in seinem 1963 veröffentlichtem Werk „Recherches sur l’analyse sémantique en linguistique et en traduction mécanique“ eine neue Methode vor, mit der es fortan möglich war, Wortfelder genauer einzugrenzen. Dazu entwickelte er ein ausgeklügeltes Analyse-Verfahren, die sogenannte Merkmalanalyse. Bei dieser Analyse wird das Wortfeld in einzelne Bereiche gegliedert, die sinnvolle Abgrenzungen zwischen den verschiedenen Bedeutungen bzw. Wortaussagen ermöglichen. Zur Verdeutlichung haben wir eine Tabelle zum vorgestellten Wort „sagen“ erstellt.
Wortfeld für sagen | |
Bereich (Synonymring) | Wörter (Aussage) |
1. in einer Diskussion zu Wort kommen | äußern, berichten, kundtun |
2. eine Information preisgeben | anvertrauen, verraten, bekennen |
3. … | … |
In welcher Beziehung stehen Wortfeld, Synset und Synonyme?
Anders als einige vielleicht vermuten würden, gilt es zwischen den Begrifflichkeiten des Wortfeldes und der Synonymie klar zu differenzieren. Dahingehend spricht man mittlerweile auch immer häufiger von einem Synset als von einem Wortfeld, da es die sprachliche Eingliederung besser beschreibt. Im Grunde genommen setzt sich ein Wortfeld bzw. Synset aus mehreren einzelnen Bedeutungsfeldern, die wiederum aus einer Gruppierung von Synonymen bestehen zusammen. Ein „Synonymring“ ergibt in seiner Gänze also erst die Inhaltserschließung eines Synsets.
Da all diese Fachbegriffe mitunter etwas verwirrend und zu theoretisch erscheinen können, möchten wir auch hierfür wieder ein Praxisbeispiel für unser Ausgangswort „sagen“ liefern. Das Synset von „sagen“ ergibt sich aus der Gesamtheit aller verschiedenen Synonymringe bzw. Bereiche. Diese wiederum lassen sich in weitere Wortfelder zerlegen. So bilden „äußern“, „berichten“ und „kundtun“ einerseits ein eigenes Wortfeld, andererseits können sie als Synonymring mit der gleichen Inhaltserschließung (in diesem Fall: in einer Diskussion zu Wort kommen) betrachtet werden.
Tiefere Komplexität eines Synsets
Die bisherigen Erläuterungen beschränkten sich ausschließlich auf die Untersuchung der Wortfelder unter dem Gesichtspunkt der lexikalischen Beziehung (der Bedeutungsähnlichkeit). In der Praxis kann ein Synset allerdings auch auf anderen Beziehungen beruhen. So kann es sich etwa aus der Gegenteiligkeit (Antonymie) einzelner Worte zueinander ergeben oder sich aus konzeptuellen Beziehungen wie etwa Hierarchien von Ober- und Unterbegriffen zusammensetzen. Die 12 Monatsnamen bilden zum Beispiel ein geschlossenes Wortfeld – und das, ohne dass die einzelnen Namen bzw. Worte in einer unmittelbaren Synonymie zueinanderstehen. Vielmehr stehen sie alle in einer synonymen Beziehung zum Oberbegriff „Monate“.
Eine weitere besondere Form der Wortfelder sind die sogenannten syntagmatischen lexikalischen Felder. Diese beschreiben Paare aus Worten, die im Sprachgebrauch häufig zusammen auftreten. In diese Gruppierung sind unter anderem auch Tierlaute einzuordnen. So bilden die Wörter Frösche und quaken beispielsweise ein selbstständiges syntagmatisch lexikalisches Feld.
Für weiterführende Informationen zum Thema haben wir folgende Lesetipps parat:
- Dieter Wunderlich: Arbeitsbuch Semantik.
- Stefan Langer, Daniel Schnorbusch: Semantik im Lexikon.
- Leo Weisgerber: Grundzüge der inhaltbezogenen Grammatik.