Karneval, Fastnacht und Fasching – viele Begriffe definieren dieses gesellschaftliche Großereignis, das jedes Jahr mit großen Festumzügen und Karnevalssitzungen ausgiebig gefeiert wird. Die Geschichte der fünften Jahreszeit ist vielfältig und reicht bis in das Mittelalter zurück. Seit den ersten Festumzügen im 13. Jahrhundert hat jede Karnevals- oder Faschingshochburg ganz spezifische Bräuche und Eigenarten entwickelt. Neben dem unverkennbaren christlichen Einfluss trugen auch heidnische Bräuche und der Lokalpatriotismus zur Herausbildung der heutigen Karnevalsbräuche im deutschsprachigen Raum bei.
Fest vor der Fastenzeit
Ursprünglich war der Karneval ein rein katholisches Fest, das am Abend vor dem Beginn der Fastenzeit gefeiert wurde. In den traditionellen Fastnachtfesten wurden ursprünglich die Lebensmittel aufgebraucht, die während der Fastenzeit nicht verzehrt werden durften. Im Laufe der Zeit etablierte sich die Fastnacht aber immer mehr als letzte Gelegenheit, um vor der Zeit der Enthaltsamkeit noch einmal ausgelassen zu feiern und kulinarischen Genüssen zu frönen, bevor mit Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit anbricht, die traditionell bis Ostern eingehalten wird.
Etwa ab dem 19. Jahrhundert änderte sich der Brauchtum der Feierlichkeiten: im Rheinland, das als eine der Karnevalshochburgen in Deutschland gilt, gründeten sich um 1823 die ersten Festkomitees und Karnevalsvereine, die Umzüge, Straßenfeste und Festsitzungen zu organisieren begannen. Ab diesem Zeitpunkt bildete sich insbesondere in Köln der Karneval heraus, wie wir ihn heute kennen: nach dem Vorbild des italienischen Karnevals erschienen die Teilnehmer zu Festumzügen und Karnevalsfeiern mit auffälligen Masken oder in bunten Kostümen. Unter dem Einfluss der Französischen Revolution entstanden die ersten Karnevalssitzungen, Narrenclubs und der Elferrat: unter dem Deckmantel der Feierlichkeiten konnte das Bürgertum in Narrenliedern, Büttenreden und Fastnachtszeitungen politische Forderungen artikulieren und Missstände auf satirisch-witzige Weise anprangern. Von Köln und Mainz aus breiten sich die Brauchtümer des rheinischen Karnevals rasch über das gesamte Rheinland und in südlicher Richtung aus.
Der Karneval als fünfte Jahreszeit
Heute beginnt die fünfte Jahreszeit, wie die rheinische Karnevalssaison auch genannt wird, traditionell am 11.11. um 11:11 Uhr mit der Eröffnung des Straßenkarnevals und steigert sich über den Winter schrittweise. Nach der ruhigen Weihnachtszeit finden ab Neujahr verschiedene Sitzungen und Bälle statt, auf denen Büttenredner, Bands und Tanzgruppen auftreten. Richtig ausgelassen gefeiert wird schließlich im Frühling, die Woche vor Aschermittwoch markiert den Höhepunkt des närrischen Treibens im Rheinland: entlang der Hochburgen am Rhein feiern die Menschen auf der Straße und auf Festumzügen – die phantasievolle und ausgefallene Kostümierung mit Perücke, Cowboyhut, bunter Schminke und Kleidung ist dabei geradezu Pflicht. Highlight der Festwoche ist der große Straßenumzug am Rosenmontag, der in Köln wie ein Feiertag begannen wird. In der ganzen Stadt herrscht dann der Ausnahmezustand, Schulen und die meisten Geschäfte haben geschlossen und auch viele Arbeitnehmer erhalten am Rosenmontag Sonderurlaub, um dem närrischen Spektakel ausgelassen beiwohnen zu können.