Stellen wir uns die Frage, ob Liebe vergänglich ist, so sprechen zumindest die Zahlen des Statistischen Bundesamts eine recht eindeutige Sprache: knapp jede dritte Ehe in Deutschland endet aktuell in einer Scheidung. Im Bundesdurchschnitt hat es sich nüchtern gesagt nach 14,9 Jahren Ehe „ausgeliebt“. Doch kann man etwas individuelles wie Liebe überhaupt so verallgemeinern?
Gibt es die wahre Liebe überhaupt?
Was ist mit den übrigen zwei Dritteln der verheirateten Bevölkerung? Haben sie womöglich die wahre und nie endende Liebe fürs Leben gefunden? Oder klammern sie aus Bequemlichkeit an einer langwährenden Beziehung, in der die einstige Liebe längst der Gewohnheit weichen musste?
Sicher ließe sich auf der philosophischen Ebene eine hitzige Grundsatzdiskussion darüber entfachen, ob Liebe vergänglich ist oder nicht. Doch wir möchten uns in diesem Artikel stattdessen auf den rein rationalen Ansatz fokussieren. Das führt uns unweigerlich zu der Frage, was in unserem Körper passiert, wenn wir verliebt sind.
Die Chemie passt! Zumindest anfangs…
Die Redewendung „Zwischen ihnen stimmt einfach die Chemie“ kommt nicht von ungefähr. Tatsächlich spielt sich beim Verliebtsein ein regelrechtes Feuerwerk an chemischen Prozessen im Körper ab. Insbesondere bei frisch Verliebten läuft das Belohnungszentrum im Gehirn auf Hochtouren.
Was wir als „Schmetterlinge im Bauch“ wahrnehmen, ist letztlich nichts anderes als die Ausschüttung von Dopamin, einem Glückshormon. Hinzu kommen die Hormone Adrenalin und Cortisol, die uns regelrecht mit Energiekicks überschütten. Unser Herz schlägt in der Folge schneller, wenn wir unsere Liebsten sehen, sie berühren oder nur an sie denken.
Kuschelhormon Oxytocin: Motor langwährender Liebe?
Außerdem wird auch vermehrt Oxytocin im Körper von Verliebten ausgeschüttet. Der Botenstoff, der häufig auch als Kuschelhormon bezeichnet wird, sorgt unter anderem dafür, dass Menschen empfänglicher für zwischenmenschliche Signale werden. Das wiederum dürfte einer Beziehung auch langfristig zugutekommen.
Da Oxytocin vor allem dann ausgeschüttet wird, wenn wir körperliche Nähe eingehen, liegt die Vermutung nahe, dass regelmäßige Berührungen – zum Beispiel in Form von Streicheleinheiten – eine längere und glückliche Liebesbeziehung bedeuten können. Die Komplexität des Themas lässt eine einseitige Betrachtungsweise jedoch nicht zu, wie ein Artikel der Welt verdeutlicht.
Wenn aus Verliebtheit Liebe wird
Bis hierhin haben wir allein den Zustand der Verliebtheit beschrieben. Doch bis aus der Verliebtheit tatsächlich Liebe werden kann, braucht es ein wenig mehr Zeit. Erst gemeinsam Erlebtes führt dazu, dass wir eine gegenseitige Geistesverwandtschaft feststellen können. Gewissermaßen ließe sich Liebe in diesem Zusammenhang auch als gemeinsames Bewusstsein füreinander bezeichnen.
Von Mensch zu Mensch dauert es unterschiedlich lange, bis aus der anfänglichen Schwärmerei eine echte und andauernde Liebe zum Partner heranwächst. Dabei ist für den Erfolg der Beziehung wichtig, dass diese auf Gegenseitigkeit beruht. Als häufiger Trennungsgrund wird immer wieder angegeben, die Liebe dem Partner gegenüber nicht ausreichend erwidern zu können.
Belegen Trennungen, dass Liebe vergänglich ist?
So wenig wie Trennungen belegen, dass Liebe unvergänglich ist, beweisen sie das Gegenteil. Sie sind vielmehr das radikale Ergebnis nicht wahrgenommener (Beziehungs-)Signale. In den wenigsten Fällen sind es einzelne Vorfälle, die eine Trennung oder gar Scheidung mit sich führen.
Teilweise haben sich lediglich negative Gefühle über einen längeren Zeitraum angestaut, deren Intensität die der positiven schlichtweg überlagert. Dies ist auch ein Grund dafür, warum es manchmal zu Kurzschlussreaktionen kommt. Das spontane „Schluss machen“ wird in der Regel prompt bereut und so vermisst Man(n) seine Ex mitunter schneller als gedacht.
Zusammenfassung
Selbst mit dem rationalen Ansatz können wir keine eindeutige Antwort auf die Frage geben, ob Liebe vergänglich ist. Denn anders als das kribbelnde Gefühl der bloßen Verliebtheit lässt sich der Begriff Liebe (noch) lange nicht auf einzelne biochemische Prozesse reduzieren.
Zumindest – so möchte man meinen – haben mittlerweile genügend Paare bewiesen, dass die Liebe tatsächlich bis ans Lebensende währen kann. So führte ein englisches Ehepaar beispielsweise über 90 Jahre lang eine glückliche Beziehung, bis einer der beiden verstarb.
Und sicher ist auch, dass der richtige Umgang miteinander verhindern kann, dass die Liebe mit der Zeit vergeht oder durch negative Gefühle überlagert wird. Wer seinem Partner die Aufmerksamkeit und Wertschätzung schenkt, die er sich auch für sich selbst wünscht, der leistet einen wichtigen Beitrag für die Beständigkeit der Partnerschaft.