Früher konnte man über Autos schon von Weitem sagen: Das ist ein Mercedes, dies ein Opel, und das ein VW! Meist auch noch mit exakter Bezeichnung des Typs. Erkennen konnte man die Marke und das Modell dabei oft am „Gesicht“ des Wagens oder auch an kleinen und feinen Details wie einer besonders geschwungenen Heckflosse, einem speziellen Zuschnitt der Fensteraussparungen oder der Form der Scheinwerfer. Dabei waren die nicht nur bei jedem Modell anders, sondern wiesen eine gewisse Familienzugehörigkeit auf, so dass man, wenn schon nicht das Modell, so doch todsicher die jeweilige Automarke an dem blechernen Gesicht erkennen konnte. Heute ist das anders.
Uniformität der Autos nimmt zu
Inzwischen kann man kaum nur noch allein am Scheinwerfer BMW, Audi und VW unterscheiden. Wenn nicht völlig gleich gestaltet, wird sich das Design der Autos und das ihrer optischen Details doch immer ähnlicher. Die Marke erkennt man so manchmal nur noch am Label auf Kühlergrill und Heck, auch wenn die jeweiligen Autokonzerne viel Geld für Leute ausgeben, die sich um die Markenoptik kümmern und sich bemühen sollen, dem Auto ein individuelles Gesicht zu geben.
Doch Individualität und Markenzugehörigkeit sind nicht mehr oberste Priorität beim Kauf eines Autos und dafür nur eine bestimmte Käuferschicht oder -gruppe zu bedienen, kann sich eigentlich kein Hersteller mehr leisten. Um eine möglichst breite potentielle Käuferschicht anzusprechen, wird das Design eines Wagens so weit wie möglich dem Geschmack der Masse angepasst.
Kaufentscheidung anders gesteuert
Damit wird es möglich, dass jemand, der sich ein Auto kaufen will, sich nicht von Anfang an auf eine Marke festlegt, sondern nur auf einen Wagenklasse. Und selbst jemand, der sagt er möchte sich einen 5er BMW kaufen, mag angesichts von Ausstattung, technischen Details und nicht zuletzt dem Preis auf ein vergleichbares Modell eines anderen Herstellers umschwenken, vorausgesetzt, das sieht genauso schick aus.
Ein weiterer Grund, warum individuelle und charakteristische Optik eines Autos vernachlässigbarer geworden ist als noch vor 10 Jahren, liegt in der Wertschätzung und dem Status des Automobils für den Deutschen von heute. Vor Jahren war ein Auto noch etwas wie ein Kleidungsstück. Es musste zum Eigentümer passen, vielleicht sogar Charakterzüge unterstreichen und als Statussymbol und Ausdruck der Persönlichkeit herhalten. Zwar sind diese Kriterien nicht ganz wirkungslos, bei der breiten Schicht der Kunden, die sich einen Neuwagen zulegen wollen, entscheiden aber andere Argumente. Für sie sind technische Eckdaten wichtiger, und so achten sie vielleicht statt auf Motorhaube und Scheinwerfer eher darauf, welche Stoßdämpfer Opel von VW unterscheiden und wie die Verbrauchswerte aussehen. Denn gerade die Präsenz von Umwelt und Klimafragen hat den Stellenwert des Autos verändert – hin zum Gebrauchsgegenstand, der vor allen Dingen nach praktischen Gesichtspunkten beurteilt wird.