Überqualifiziert und arbeitslos, geht das?

Es klingt unglaublich, ist aber wahr: immer mehr Arbeitskräfte sind durch zahllose Nachschulungs- oder Umschulungsmaßnahmen von staatlicher Seite inzwischen eigentlich überqualifiziert für den Beruf, den sie ursprünglich gelernt haben. Man trifft auf Schlosser mit Business-Englisch Zertifikat oder Tischler mit HTML-Kenntnissen.Überqualifiziert und arbeitlos? Ja das geht.Scheinbar wahllos finanzierte der Staat in der Vergangenheit solche Schulungsmaßnahmen. Das geht teilweise so weit, dass manch Langzeitsarbeitsloser schon mehrere Ausbildungen sein Eigen nennen kann.

Überqualifiziert dank Nachschulungs-Wahnsinn

Wenn man sich fragt, wie das sein kann, kann hier schon mal vorweg genommen werden, dass diese Praxis des Arbeitsamtes zum Glück inzwischen rückläufig ist. Eine Zeit lang jedoch wurde sehr großzügig mit Nachschulungen, Bewerberkursen, Zusatzqualifikationsmaßnahmen und ähnlichem umgegangen. Verdient haben daran zumeist private Firmen. Insbesondere Sprachschulen haben den Markt genutzt und neben Sprachkursen auch Bewerberseminare und Fortbildungskurse angeboten. Hat man den Nachschulungs-Wahnsinn durchlaufen, so galt man für einige Teilbereiche nunmehr als überqualifiziert.

Drinbleiben gleich Dranbleiben?

Zweck dieser Kurse war wohl, neben der tatsächlich erworbenen Zusatzqualifikation – ob nun sinnvoll oder nicht – die Langzeitarbeitslosen bei der Stange und aktiv im Bewerbungskarussel zu halten. Wöchentliche Bewerbungsrunden, Gruppengespräche und regelmäßiger Kontakt zu Betreuern und Fachleuten, die sie über die Entwicklungen des Arbeitsmarktes informieren konnten, sollten verhindern, dass die Arbeitslosen zu Hause in Lethargie verfallen und völlig aus einem regelmäßigen Tagesablauf heraus kommen. Tatsächlich sind die Maßnahmen für Viele eine willkommene Abwechslung, die durchaus neuen Schwung in die persönliche Lebensgestaltung und -situation bringen kann.

Nutznießer sind oft die Falschen

Wenn die Fortbildungen solche merkwürdigen Blüten treiben wie Anfangs erwähnt, ist diese Praxis natürlich eine recht teure Integrationsmaßnahme und in erster Linie eine gigantische Geldverschwendung in den Augen vieler Steuerzahler. Profitiert davon haben wie bereits erwähnt in erster Linie die privaten Unternehmen, die billig Kurse anbieten konnten, die privat wahrscheinlich niemand bezahlt hätte und stattdessen direkt mit dem Arbeitsamt abgerechnet haben.

Ein dreiwöchiger Vollzeit-Kurs „Bewerben leicht gemacht“, schlug beispielsweise schon mal mit einer vierstelligen Summe für den Steuerzahler zu Buche. Da die Zeiten voller Kassen vorbei sind, wurde in diesem Bereich massiv eingespart und die Betreuer in den Ämtern sind mehr denn je angehalten sorgfältig zu prüfen, wie viele Sprachen eine Reinigungskraft denn wohl sprechen können muss.